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Der harte Kern von elf hannöverschen Musikfreunden des Richard-Wagner-Verbandes besuchten, geleitet und sogar chauffiert vom unermüdlichen Vorstandsvorsitzenden Gunnar Lundin die Festlichkeiten zur 100-Jahr-Feier des RWV Frankfurt/Main und erlebten Wundersames: die Kooperation der kulturellen Einrichtungen der Stadt: Oper, Konservatorium, Sportclub, Museen, Banken mit dem Verband. 

"Na also, geht doch!" sprachen die Musikfreunde nach der interessanten Einführung in die Inszenierung, die uns vor allem die Technik des Bühnenbildes, eine höchst variabel nutzbare Scheibe und ihre Aufteilung in Ringe, nahe brachte. Nun gut: 'Wieland Wagner lässt grüßen!' - aber warum nicht? 

Ebensolches "Na also, geht doch!" hörte man allenthalben in den Pausen voll Erleichterung, diesmal nicht mit Ekel-Regie-Theater gequält worden zu sein. Im Gegenteil! Soviel Delikates habe ich in einer Walküren-Aufführung, die ja oft recht grobschlächtig daherkommt, noch nie erlebt und das Publikum verhielt sich mucksmäuschenstill, war aufmerksam und beglückt.

Die jungen Dirigenten scheinen 'pianissimo' und 'piano' zu entdecken, ernst zu nehmen und so bleibt die poetische Feinheit des Bayreuther 'Lohengrin' (Maris Nelsons)  - ohne die Rattenplage von Neuenfels - wie eine kürzlich in München erlebte 'Traviata' (Carlo Montanaro) in Erinnerung als 'Zauber der Oper'. So war auch hier in Frankfurt das Orchester unter der Leitung von Sebastian Weigle der Superstar des Abends mit feinsten Abstufungen der Streicher, samtenem Bläsersatz und herrlich blühenden Soli.

Auf der Bühne von Jens Kilian mit ihren vielen Möglichkeiten der Veränderung von hoch und tief, schräg und gegenläufig gestellten Ringen zeigte sich ein von Vera Nemirowa liebevoll und einfallsreich gestaltetes Kammerspiel, in dem die Charaktere der Figuren und ihre Beziehung zueinander in jedem Moment einleuchtend waren.

Frank van Aken, ein sympathisch-solider Siegmund, ein strammer, robuster Tenor, liebte zärtlich und enthusiastisch seine ihm auch privat zugehörige 'Sieglinde* - Eva-Maria Westbroek, die den Abend mit aller Intensität bekann, im dritten Akt aber von 'Ortlinde' - Mona Somm stimmlich gedoubelt werden musste, weil die böse Bazille, die auch meinen Hals plagte (und auch gestandene Baritone wie Bryn Terfel und Bo Skovhus zum Absagen zwang)sie zum Schweigen brachte. Wir fühlten mit ihr und wünschten von Herzen 'Gute Besserung'.

Kerngesund und knackig präsentierte sich 'Hunding' - Ain Anger als Herr über Haus und Weib, ersang sich einen wohlverdienten Jubelapplaus und ich bedauerte sehr, dass er so bald sterben musste. Terje Stensvold ist ein routinierter Wotan, ein Gentleman mit solidem Heldenbariton, aber wo ist das viril Attraktive, das dieser Weiberheld haben sollte und das 'aweng göddlich', das Wolfgang Wagner einem Wotan in Bayreuth empfahl? Seine Fricka, Martina Dike, war dagegen ein straffe, kämpferische Göttin der Rechtsordnung, mit kraftvollem Mezzo, guter Diktion und vielen wohlüberlegten Nuancen in der Darstellung. 

Das 'Walküren-Rudel' aus sehr individuellen Stimmen und Persönlichkeiten agierte anfangs statuarisch bei der Totenfeier für die gefallenen Helden (Krieg im Mythos oder in Afghanistan ist gleich entsetzlich, wie uns die Regisseurin klug vermittelt) entfaltete dann die verschiedensten Temperamente bis zu Waltrautes querköpfigem Laufsolo, schließlich wird sie sich ja in der Götterdämmerung mutig davonstehlen. Eva-Maria Westbroek agierte als Sieglinde stumm, wozu die rettende 'Ortlinde' - Mona Somm sang und dankbar gefeiert wurde. 

Eine mir unverständliche Besetzung der Brünnhilde ist Susan Bullock. Sie sang, alle Töne kamen, bis zum strapaziösen Schluss, aber Birgit Nilsson, Ingrid Bjoner und Ute Vinzing im Ohr und so eine Art Gelsomina der Giulietta Masina in 'La Strada' auf der Bühne als Heldentochter stehen zu sehen, da enthalte ich mich jedes weiteren Kommentars.

In Erinnerung bleiben ein Abend voller Delikatessen, ein hoffentlich zukunftsweisendes abstraktes Bühnenbild und eine ergreifend menschliche Regiearbeit.

Frankfurt, 07.11..2010,  MLG

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