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Wer hat den 09. April 2011 nicht neugierig erwartet? Die Hannoversche Orchestervereinigung präsentiert sich unter ihrem neuen Dirigenten. Dass eine neue Ära beginnt, wird aufmerksamen Beobachtern bald klar. Im gut besuchten Großen Sendesaal wird die präzise Leisigkeit zum roten Faden des Abends. Leider fehlt die Vokabel im deutschen Duden. Doch Dirigent Martin Lill beweist, dass Leisigkeit viele Geschwister hat: Intensität, Spannung und Transparenz.

Der neue Chef hat ein gut bestelltes Haus übernommen. Und entlockt diesem stabilen Corpus Klänge, die das geneigte Publikum verzaubern. Eine Leisigkeit, die sich vom Orchester aufs Publikum überträgt. Zwei Stunden lang. Plötzlich kein Röcheln mehr, kein Bonbonpapier, kein Hüsteln oder Räuspern. The audience is listening. Piano und stille Momente prägen dem Konzertabend. Welch wunderbare Wohltat in unseren lauten unruhigen Zeiten!

Dabei wird überhaupt nicht um die wuselige wirkliche Welt herumgeredet. Unser Planet ist verletzbar. Die Erde eiert. Der Mensch ist klein und schwach. Mozart lotet in seiner Don Giovanni-Ouvertüre Tief- und Höhepunkte aus. Mahlers durchweg fragile Vertonung "Des Knaben Wunderhorn" führt uns vor, wie diese Erfahrungen in weitere Extrema abdriften können. Brahms' zweite Sinfonie im zweiten Konzertteil gleicht einer großen Reise, in deren Verlauf die gekonnten Kantenkonstruktionen der ersten Hälfte ein wenig abgerundet werden. Welch versöhnliche Wendung!

Brahms weilte während des Komponierens 1877 am Wörthersee; herzhaft volkstümliche Motive widerspiegeln die offensichtliche Inspiration durch die alpine Umgebung. Der HOV gelingt es, die meisterhafte Verarbeitung der vielen musikalischen Ideen in allen vier Sätzen sauber detailliert herauszuarbeiten, ohne das Gesamtgefüge zu verunklaren.

Mareike Braun (unsere Stipendiatin 2009) gestaltet ihre Mezzo-Partie in allen sechs Mahler-Liedern verinnerlicht, intim und expressiv zugleich. Und hält souverän die Balance zwischen Authentizität und Distanz, dem düsteren Ernst und der hintergründigen Heiterkeit. Selten hört und sieht man zwei große Künstler, Vokalsolistin wie Dirigenten, so homogen agieren wie an diesem Abend. Diese Einheit überträgt sich schnell auf das Orchester.

Holzbläser und tiefe Streicher überzeugen durchgehend. In der Brahms-Sinfonie sorgen die hohen Streicher für edlen Klang; das Blech bläst beispielhaft brillant - und wird im Schlussapplaus mit begeisterten Bravorufen belohnt, so wie der junge Maestro am Chef-Pult.

Nicht einmal die Fortissimoausbrüche entgleisen zum wütenden Unwetter. Dirigent Lill hat stets alles unter Kontrolle und seine aufmerksamen Mitstreiter ohrenscheinlich nicht nur gründlich, sondern auch sehr sorgfältig vorbereitet. Die zwei Stunden vergehen wie im Fluge. Bei aller Tiefgründigkeit und Ernsthaftigkeit der Musik, bleibt doch etwas Leichtes und Gelöstes in der Stimmung des angerührten Publikums hängen. Wie nach einer erlebnisreichen Urlaubsreise ...

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